1926
Die Firma Gebr. Kolb überlässt dem Turnverein das bis anhin zu Verfügung gestellte Reck gratis. Sigmund Gutweniger erklärt am 5. Mai seinen Rücktritt als Oberturner, da ihn die Turner zu wenig unterstützen. Für ihn wird Alfred Weder gewählt, der mit der Sektion am Bezirksturnfest in Rheineck teilnahm. Da das Schauturnen nur einen Reingewinn von 14.65 Franken brachte, sieht man sich gezwungen, an der «Chilbi» einen Stand mit Tellerwerfen und Glücksrad sowie mit Fischerei einzurichten.
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1925
Das Oberturneramt übernimmt wieder Sigmund Gutweniger. An der Hauptversammlung werden die Statuten ergänzt. Es sollen zukünftig Ehren- und Freimitglieder ernannt werden können, wobei nur solche Ehrenmitglieder werden können, die entweder 25 Jahre im Turnverein sind oder sich als Vorstandsmitglieder verdient gemacht haben. Bereits an dieser Hauptversammlung wurden folgende Ehrungen vorgenommen:
Ferdinand Meier Tambour Konrad Zäch Rietle Emil Zäch, Briefbote Werner Kolb, Abwart Hugo Kolb, am Kanal
In diesem Jahr findet das Eidgenössische Turnfest in Genf statt. Die Sektion Oberriet beteiligt sich mit 9 Mann unter der Führung von Oberturner Gutweniger. Anscheinend war der Erfolg nicht so gross wie erhofft, sonst wäre die errungene Punktzahl im Protokoll vermerkt worden. Aber das Mitmachen kommt ja schliesslich vor dem Rang. Nicht übel enttäuscht sind aber die Rückkehrer, weil sie auf dem Bahnhof von den übrigen Vereinsdelegationen nicht abgeholt wurden; zudem, so schreibt der Aktuar, muss der Kassier die Mehrauslagen für das Eidgenössische selber berappen, bis wieder Einnahmen zu verzeichnen sind. – Im jetzigen Turnlokal im Keller der Realschule werden im Herbst Turben untergebracht, so dass man sich von den «Schollen» so sehr eingeengt fühlt, dass ein entsprechendes Protestschreiben an den Realschulrat gerichtet wird.
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1924
Die Unterhaltung findet am 7. Februar statt. Motto: «En fidele Turnerstreich» und «Oha lätz». Als neuer Oberturner wird Karl Kolb gewählt.
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1923
Dank einer Geldsammlung kann der Besuch des Kantonal-Turnfestes unter der Leitung von Oberturner Sigmund Gutweniger finanziert werden. Oberriet belegt von 39 Sektionen den 22. Rang. Das Präsidium übernimmt in diesem Jahr Ernst Kolb.
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1922
Die Gründung einer Jugendriege wird an der Versammlung abgelehnt; dafür aber beschlossen, den militärisch-turnerischen Vorunterricht einzuführen. Der Eintrittspreis für die Unterhaltung wird mit Fr. 1.20 neu festgelegt.
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1921
An der Hauptversammlung wird beschlossen, trotz der Ablehnung des Antrages an der letzten Hauptversammlung, eine Gesangssektion zu gründen. Die erste Gesangsstunde findet am Samstag, 20. Februar statt. Nach den Notizen im Protokoll blieb es allerdings bei dieser ersten und einzigen Probe.
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1920
Da Franz Lüchinger wegzieht, übernimmt Hugo Kolb das Amt des Präsidenten. Auch der Oberturner Linus Stieger demissioniert, und der Nachfolger wird in Sigmund Gutweniger gefunden. An den Gemeinderat wird ein Schreiben gerichtet, in dem der Bau einer Turnhalle beantragt wird, nachdem man kurz zuvor den Kantonalverband eingeladen hatte, die hiesigen Turnverhältnisse abzuklären. Die Schweizer Turnzeitung wird abonniert (1 Exemplar, das im Restaurant «Kreuz» aufgelegt wird). An der HV wird nochmals die Gründung einer Männerriege beantragt, ebenfalls die Gründung einer Gesangssektion. Ersteres wurde angenommen; die Gründung der Männerriege erfolgt am 27. November 1920. Als erster Präsident der Männerriege amtet Theodor Lutz, Oberturner wird Hugo Kolb.
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1919
Man erkundigt sich beim Kantonalverband über eine eventuelle finanzielle Unterstützung beim Bau einer Turnhalle. Präsident Albert Baumgartner legt sein Amt nach vierjähriger Tätigkeit nieder. Als Nachfolger wird Franz Lüchinger gewählt.
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1917
Infolge Wegzugs wird für Karl Gächter als neuer Oberturner Linus Stieger gewählt. Auf die Teilnahme am Kantonal-Turnfest in St.Gallen wird verzichtet. Der Beitrag erhöht sich auf 40 Rappen.
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1916
Da viele in den Aktivdienst einrücken müssen, kann das Turnlokal von Mattle-Göldi aus finanziellen Gründen nicht mehr gemietet werden. Die Realschule stellt einen Keller zur Verfügung, allerdings mit der Bedingung, dass beim Erscheinen und Verlassen des Lokals nicht geraucht wird. Nach diesem weiteren Lokalwechsel wird an der Hauptversammlung der Antrag gestellt, dass zwecks Bau einer Turnhalle eine Passiv-Versammlung einberufen werden soll. Ausserdem wird auch die Gründung einer Männerriege beantragt. Das Schauturnen wirft einen Gewinn von Fr. 214.15 ab (Eintrittspreise: 1. Platz 70 Rappen, 2. Platz 50 Rappen) Im weiteren erhält der Kassier für Bussengelder, die er betreibungsrechtlich einkassieren musste, eine Provision von 20 Prozent.
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1914
Die gespannte politische Lage in Europa liess wohl die Sorgen um die Existenz des Turnvereins in diesem Jahr vergessen. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges lässt verständlicherweise das Leben im Turnverein etwas erlahmen. Nachdem man sich von diesem Schlag wieder einigermassen erholt hatte, machte sich eine Idealistengruppe mutig daran, den Verein wieder auf die Beine zu bringen. Als Retter in der Not taucht Albert Baumgartner, Lehrer, Montlingen, auf, der am 16. Dezember zum neuen Präsidenten gewählt wird. Es heisst im Protokoll: «Das unter Einwirkung eines Sturmes fast versunkene Vereinsschiff-lein konnte wiederum gerettet werden».
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1913
Das Präsidium übernimmt Karl Lüchinger, das Oberturneramt Karl Gächter. Die Turnfahrt, diesmal mit Velo und per pedes, führt nach Heiden und auf den St.Anton. Trotz dem letztjährigen Versprechen des «Kreuz»-Wirts wird das Turnlokal gekündigt. Glücklicherweise hat aber die Primarschule einen Kellerraum (heutiges Archiv des Rathauses) zur Verfügung gestellt. Diese ewige «Züglerei» stiftete anscheinend da und dort Unzufriedenheit, müssen doch zwei Mitglieder, die den Anordnungen des Oberturners nicht mehr Folge leisteten, ausgeschlossen werden. Auch der Präsident bekommt genug, so dass am 30. November als neues Oberhaupt Lehrer Josef Knupp gewählt wird.
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1912
Die noch ausstehende Fahnenweihe soll mit dem 9. Rheintalischen Schwingertag durchgeführt werden. Die Statuten erfahren eine Teilrevision, und auch die Unfallversicherung wird erhöht (Todesfallkosten 3500 Franken. Invalidität 7000 Franken, Taggeld Fr. 3.50). Der «Kreuz»-Wirt sichert dem ETV die unentgeltliche Benützung des Saales als Turnlokal zu. Da Hugo Kolb demissioniert, übernimmt der Präsident Werner Kolb vorübergehend auch das Amt des Oberturners. Trotz allem aber muss wegen dem Mitgliederschwund der Beitrag auf 20 Rappen herabgesetzt werden.
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1911
Als neuer Präsident wird Werner Kolb gewählt. Da die Turner der fälligen Fahnenweihe eine Turnfahrt auf die Luziensteig vorzogen, wird diese bis auf weiteres verschoben. Datum der Turnfahrt: «Der erstbeste Föhnwettersonntag nach Pfingsten». Da immer wieder einige Turner kurz vor der Unterhaltung austreten, wird beschlossen, diese mit einer Busse von 10 Franken zu bestrafen. Über den traditionellen «Hülschet» wird der Turnbetrieb eingestellt.
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1910
Am 25. Januar findet in der «Eintracht» eine interne Unterhaltung statt, die aus Dankbarkeit den verehrten Frauenzimmern gewidmet ist (Mithilfe bei Unterhaltungen). Während die bisherige Kommission auch in diesem Jahr amtet, hat die alte Fahne ausgedient. Im Protokoll wird vermerkt: «Am 10. Juli traf die neue Fahne ein. Nach Abzug sämtlicher noch brauchbaren Bestandteile der alten Fahne betragen die Kosten noch 220 Franken. Die Fahne wurde ganz genau nach dem alten Dessin ausgeführt. Es ist nur zu bemerken, dass sie diesmal in Kunststickerei statt in Malerei angefertigt ist.»
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1909
Eine neue Kommission mit Leonhard Rothenberger als Präsident an der Spitze versucht, den Turnbetrieb wieder in Schwung zu bringen. Der Monatsbeitrag wird, da der Turnerhilfsklasse beigetreten wird, auf 50 Rappen erhöht. Die Turnfahrt führt nach Bludenz, wobei erstmals mit dem neuen Turntenue der Weg unter die Füsse genommen wird. (Tenue: Weisse Tricots mit langen Ärmeln und roten Scherpen). Die Marschgruppe wird vom Fahnen- und von zwei Hornträgern sowie einem Tambour angeführt.
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1907
Präsident und Oberturner fordern einen strafferen Turnbetrieb. Es ist deshalb nicht verwunderlich, wenn drei Mitglieder wegen ungebührlichen Verhaltens und Schwänzen der Turnstunde ausgeschlossen werden. Dem eifrigen Turner «Uehlinger» werden 14 Franken ausbezahlt, da er infolge eines Unfalls, den er in der Turnstunde erlitten hatte, während sieben Tagen arbeitsunfähig war. An der Hauptversammlung wird beschlossen, dass auf die Teilnahme am kantonalen Turnfest in Berneck verzichtet werden soll. Von der Tombola der Musikgesellschaft werden 10 Lose à 1 Franken gekauft, damit allenfalls die Kasse verbessert werden kann; diese weist per Ende 1907 einen Aktivsaldo von Fr. 115.85 auf.
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1906
Schon nach der 2. Monatsversammlung resigniert der Präsident Heinrich Baumgartner. Das Präsidium wechselte zu Werner Kolb und schliesslich im Juli zum bisherigen Aktuar Jakob Lüchinger. Obwohl zwei Oberturner zur Verfügung standen, nämlich Hugo Kolb und Johannes Sorg, wollte es mit der Turnerei nicht recht klappen. Wieder einmal wird das Turnlokal im Restaurant «Kreuz» gekündigt, so dass der Turnbetrieb vorübergehend eingestellt werden muss. Wegen Gleichgültigkeit und Pflichtvergessenheit wird der Kassier abgesetzt. Der Monatsbeitrag wird von 20 auf 30 Rappen erhöht. Nichtbesuch der Turnstunde wird mit 20 Rappen gebüsst. Das Militärdepartement überweist dem Verein einen Unterstützungsbeitrag von 55 Franken. Über das durchgeführte Schauturnen berichtete das Protokoll: «Das durchgeführte Schauturnen im Saal zum Kreuz war ein Akt, der begünstigt durch die Vorteile einer Verlosung und das Folgen einiger genussreicher Stunden jedem Turner in freudiger Erinnerung bleiben wird.»
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1905
Für den zurückgetretenen Konrad Zäch wird Heinrich Baumgartner zum neuen Präsidenten gewählt. Die Statuten erfahren eine Totalrevision und werden dem Gemeinderat zur Genehmigung eingereicht. Im Jahresbericht wird aufgeführt, dass das Vereinsalbum abhanden gekommen sei. Im weiteren wird berichtet, dass sich die unangenehmen Turnlokalwechsel auf die turnerische Tätigkeit sehr nachteilig auswirken. Die Generalversammlung im «Bellevue» in Mohren (Reise per Velo) vom 4. Juni soll alles wieder ins rechte Gleis bringen. Aber weder die Versammlung noch die anschliessende Turnfahrt auf den St.Anton können die Krise überwinden, obwohl, wie es im Protokoll heisst, «auf das Wohl des Vaterlandes und für das Gedeihen der turnerischen Jugendkraft ein tonvolles Hoch gebracht wurde». Die Existenz hängt an einem kleinen Faden, so dass sich die noch verbliebenen fünf Mitglieder entschliessen, am 1. Juli im «Rössli» eine Hauptversammlung abzuhalten. An dieser Versammlung werden die «Unnobelheiten und Anfeindungen gegenüber dem ETV einmal mehr verurteilt». Erfreulicherweise können drei neue Mitglieder in den Verein aufgenommen werden, und man entschliesst sich voller Tatendrang, ein Schauturnen im Freien durchzuführen. Da sich aber der herbstliche Nebel allzu früh auf die vorgesehene Wiese beim «Rössli» legt, muss das Vorhaben abgeblasen werden.
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1890
Der ETV Oberriet wird im Jahre 1890 gegründet, i dem das Rheintal von einer der grössten Brandkatastrophen heimgesucht wird. Bei starkem Föhn brennen am 21. September 1890 in Rüthi nicht weniger als 227 Firste. Auch der Weiler Moos in Oberriet bleibt nicht verschont, denn auch da stehen 71 Firste in hellen Flammen. Und all dies, nachdem kurz zuvor in Balgach 28 Häuser und 16 Ställe einem Grossbrand zum Opfer gefallen waren. Der Geburtstag unseres Vereins ist also gezeichnet von Not und Elend und, so ist es nicht verwunderlich, dass es in dieser Zeit schwer ist, einen geeigneten Turnbetrieb zu schaffen. Das Interesse an der Turnsache ist noch nicht so gross, dass einer gesicherten Zukunft ins Auge geschaut werden kann. Der junge Verein tut sich sehr schwer, und nicht selten kann er im letzten Moment «mit frischer Luft versorgt werden». Trotz allem, die «Hungerjahre» wurden überstanden. Da die Protokolle der Jahre 1890 bis 1905 verbrannten, als im Jahre 1937 das Heimwesen des damaligen Präsidenten Robert Loher, Moos, einem Brand zum Opfer fiel, ist das genaue Gründungsdatum sowie weitere Einzelheiten über die Gründer nur spärlich bekannt. Wir wissen, dass sich vor allem folgende drei Männer um die Gründung eines Turnvereins bemühten:
Ferdinand Meier wurde am 14. April 1865 geboren. Er war Sticker und Tambour und wohnte an der Spitalgasse. Ferdi, wie er von den Kollegen genannt wurde, war im wahrsten Sinn des Wortes und im positiven Sinn ein richtiger «Vereins-Meier», denn nicht nur der Turnverein, auch der Schützenverein und die Musikgesellschaft hatten es ihm angetan. Bei der Gründung unseres ETV war Ferdi gerade 28 Jahr alt. Ferdinand Meier durfte im Jahre 1940 auf eine 50jährige Mitgliedschaft zurückblicken. Er starb am 15. Mai 1955, einen Monat nachdem er noch als rüstiger Jubilar den 90. Geburtstag feiern konnte.
Jakob Karl Müller wurde am 17. Juni 1864 in Rapperswil geboren. Er kam als Lehrer in unser Dorf, während seine Frau als Posthalterin in unserem Dorf tätig war. Er starb bereits mit 52 Jahren, nämlich am 19. Oktober 1916 in St.Gallen.
Albert Weder wurde am 24. Mai 1868 geboren und war der jüngste im Kreise der Gründer. Von Beruf war Albert Commis. Albert ist der Grossvater der beiden Turnkameraden Ferdi und Werner Weder. Albert Weder war der Ursprung der «Turnerfamilie Weder». Leider verliess er uns allzu früh, am 28. November 1923. Seinem Sohn Alfred wurde später aufgrund seiner Verdienste die Ehrenmitgliedschaft verliehen (siehe Bericht der Jahre 1926 bis 1958).
Zu diesen drei Turnern, die an der Gründung massgeblich beteiligt waren, kamen noch weitere Turnfreunde hinzu, deren Namen aber leider nicht bekannt sind. Wir sind aber allen diesen Männern dafür dankbar, dass sie in dieser schweren Zeit die Gründung eines Turnvereins durchgesetzt haben. In den ersten Jugendjahren ging es auf- und abwärts, so dass man sich erst 8 Jahre nach der Gründung entschloss, dem kantonalen Turnverband beizutreten. Oberriet war damals der 4. Turnverein im Oberrheintal und wurde als 36. Sektion in den Kantonalverband im Jahre 1898 aufgenommen. Als Turnlokale dienten der Saal zum «Kreuz» und, sofern dieses Lokal gekündigt wurde, die «Suscht» beim Restaurant «Adler» . In der Woche fand eine Turnstunde statt, während jeden Monat eine Versammlung (sogenannte Monatsversammlung, die zum Verlesen der Leviten diente) abgehalten wurde. Als dann im Jahre 1903 in Oberriet die Wasserversorgung installiert wird, scheint es mit dem ETV auch wieder aufwärts zu gehen, nach dem vorher einige Zeit die Turnstunden wegen zu schwachen Besuches eingestellt werden mussten.
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