Der Eierleset, ein uralter Frühlingssbrauch, versinnbildlicht das Erwachen der Natur, den Sieg des lebensfreudigen Frühlings über den nunmehr schon müden Winter. Das Ei als Symbol der Fruchtbarkeit steht im Mittelpunkt des Anlasses. Da der Übergang vom Winter zum Frühling aber trotzdem nicht ohne Kampf abgeht, nehmen am Eierleset auch zwei Parteien teil: die Grünen und die Dürren. Die Dürren versinnbildlichen den Winter, die Grünen den Frühling. Zu den dürren Figuren gehören der Straumuni, der mit leergedroschenem Stroh vollgestopfte Erdklotz; der Hobelspänler, aus dürrem Holz; der Schnäggehüsler aus leeren Schnäggahüsli, in denen keine lebenden Schnecken mehr wohnen; der Alte und die Alti, die zuweilen einen lebensmüden Eindruck machen. Dass sie jedoch lebhaft in den Kampf eingreifen, ist nur als ein letztes Auflehnen gegen die fortschreitende Zeit zu betrachten. Zu den Grünen gehören der Tannästler, der immergrüne Wald; der Stechpälmler, der Strauch, den auch der Winter nicht besigen kann; der Jasschärtler, die Verkörperung der ewigen Spielfreude des Menschen, vielleicht auch gedacht als Trumpfbuur, das alle sticht; der junge Herr und das junge Fräulein als verliebtes Hochsetspäärli; der lebenssprühende Hühneermaa, der die jungen eierlegenden Hennen anbietet; der Polizischt, die ordnende Macht, die den Kampf zwischen den Naturgewalten zu schlichten versucht. Dazu gehört auch der Pfarrer, der Vertreter der Moral, der in der Eierpredigt die Dorfmissetaten rügt, aber auch Wohltaten lobt.